Kostenorientierte Preispolitik: Beispiele und Anwendung
Die kostenorientierte Preispolitik ist eine zentrale Strategie im Marketing, bei der die Preisgestaltung primär auf den anfallenden Kosten eines Unternehmens basiert. Diese Methode stellt sicher, dass alle Produktions- und Vertriebskosten gedeckt sind und das Unternehmen profitabel arbeitet. In diesem Artikel werden wir die Grundlagen der kostenorientierten Preispolitik erläutern, verschiedene Kalkulationsmethoden vorstellen und anhand konkreter Beispiele die Anwendung dieser Strategie veranschaulichen.

Inhaltsverzeichnis
- 1. Grundlagen der kostenorientierten Preispolitik
- 2. Kalkulationsmethoden in der kostenorientierten Preispolitik
- 3. Praktische Beispiele der kostenorientierten Preispolitik
- 4. Vor- und Nachteile der kostenorientierten Preispolitik
- 5. Anwendung der kostenorientierten Preispolitik in der Praxis
- 6. Kombination mit anderen Preisstrategien
- 7. Fazit
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1. Grundlagen der kostenorientierten Preispolitik
Die kostenorientierte Preispolitik fokussiert sich auf die internen Kostenstrukturen eines Unternehmens. Dabei werden die Preise so festgelegt, dass sie die gesamten Produktions- und Vertriebskosten decken und zusätzlich einen angemessenen Gewinn ermöglichen. Diese Strategie unterscheidet sich von anderen Preisgestaltungsansätzen, wie der wettbewerbsorientierten oder nachfrageorientierten Preispolitik, die externe Faktoren wie Marktbedingungen oder Kundenpräferenzen stärker berücksichtigen.
2. Kalkulationsmethoden in der kostenorientierten Preispolitik
Es gibt verschiedene Methoden, um Preise auf Basis der Kosten zu kalkulieren:
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Vollkostenrechnung: Hierbei werden alle anfallenden Kosten, sowohl variable als auch fixe, auf die Produkte umgelegt. Der Preis setzt sich aus den gesamten Kosten plus einem Gewinnzuschlag zusammen. Diese Methode stellt sicher, dass alle Kosten gedeckt sind, kann jedoch zu höheren Preisen führen, die möglicherweise nicht wettbewerbsfähig sind.
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Teilkostenrechnung (Deckungsbeitragsrechnung): Bei dieser Methode werden nur die variablen Kosten direkt den Produkten zugeordnet. Der Preis wird so festgelegt, dass er die variablen Kosten deckt und einen Beitrag zur Deckung der fixen Kosten leistet. Diese Methode ermöglicht flexiblere Preisgestaltungen, insbesondere in Märkten mit hohem Wettbewerb.
3. Praktische Beispiele der kostenorientierten Preispolitik
Um die Anwendung der kostenorientierten Preispolitik besser zu verstehen, betrachten wir einige konkrete Beispiele:
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Beispiel 1: Produktionsunternehmen
Ein Maschinenbauunternehmen produziert eine spezielle Komponente. Die variablen Kosten pro Stück betragen 50 €, die fixen Kosten belaufen sich monatlich auf 10.000 €. Bei einer Produktionsmenge von 1.000 Stück pro Monat ergeben sich fixe Kosten von 10 € pro Stück. Unter Anwendung der Vollkostenrechnung würde der Preis pro Stück bei 60 € liegen (50 € variable Kosten + 10 € fixe Kosten). Mit einem gewünschten Gewinnzuschlag von 20% würde der Verkaufspreis auf 72 € festgelegt werden. -
Beispiel 2: Dienstleistungsunternehmen
Ein Beratungsunternehmen möchte den Stundensatz für seine Dienstleistungen kalkulieren. Die variablen Kosten pro Stunde (z.B. für Materialien) betragen 30 €. Die monatlichen fixen Kosten (z.B. Miete, Gehälter) betragen 20.000 €. Bei einer erwarteten Auslastung von 500 Stunden pro Monat ergeben sich fixe Kosten von 40 € pro Stunde. Somit würden die Gesamtkosten pro Stunde 70 € betragen. Mit einem Gewinnzuschlag von 30% ergibt sich ein Stundensatz von 91 €.
4. Vor- und Nachteile der kostenorientierten Preispolitik
Die kostenorientierte Preispolitik bietet verschiedene Vorteile:
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Kostendeckung: Sie stellt sicher, dass alle anfallenden Kosten gedeckt sind, wodurch das finanzielle Risiko minimiert wird.
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Einfache Kalkulation: Die Preisfindung basiert auf internen Daten, was die Kalkulation vereinfacht.
Allerdings gibt es auch Nachteile:
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Marktignoranz: Externe Faktoren wie Wettbewerberpreise oder Zahlungsbereitschaft der Kunden werden nicht berücksichtigt, was zu Wettbewerbsnachteilen führen kann.
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Kostenüberwälzung: Ineffizienzen im Unternehmen können direkt auf den Preis übertragen werden, ohne Anreiz zur Kostensenkung.
5. Anwendung der kostenorientierten Preispolitik in der Praxis
Die kostenorientierte Preispolitik wird häufig in Branchen angewendet, in denen die Kostenstruktur transparent und stabil ist. Beispiele hierfür sind:
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Handwerk: Ein Tischler kalkuliert die Preise für seine Möbel basierend auf Materialkosten, Arbeitszeit und Gemeinkosten.
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Industrieproduktion: Ein Automobilhersteller legt die Preise für Fahrzeuge basierend auf Produktionskosten, Entwicklungsaufwand und Vertriebskosten fest.
6. Kombination mit anderen Preisstrategien
In der Praxis wird die kostenorientierte Preispolitik oft mit anderen Strategien kombiniert, um wettbewerbsfähige und marktorientierte Preise zu erzielen:
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Wettbewerbsorientierte Preispolitik: Hierbei werden die Preise der Konkurrenten analysiert und als Referenz für die eigene Preisgestaltung herangezogen.
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Nachfrageorientierte Preispolitik: Die Zahlungsbereitschaft der Kunden wird berücksichtigt, um den optimalen Preis zu finden.
7. Fazit
Die kostenorientierte Preispolitik ist ein fundamentales Instrument in der Preisgestaltung von Unternehmen. Sie gewährleistet die Deckung aller anfallenden Kosten und ermöglicht eine transparente Kalkulation. Allerdings sollten Unternehmen stets auch externe Faktoren berücksichtigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Kundenbedürfnisse zu erfüllen. Eine flexible Anpassung der Preisstrategie an Marktbedingungen ist daher essenziell für den langfristigen Erfolg.